Camino Portugués – Portugiesischer Jakobsweg – Etappe „Porto – Santiago de Compostela“ (Küste + Traditioneller Weg)
270 Kilometer & einige (nicht getrackte) Höhenmeter
Vorbereitung ist alles! Oder doch nicht?
Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie Dinge anders kommen als gedacht…
Mythos 1 „Portugal und Spanien sind arm, heiß und voller Waldbrände“
Fakt: Nur weil man in den Medien laufend hört, im Juni und Juli sei es in Portugal und Spanien brennheiß, heißt es nicht, dass es überall so ist. Man kann sogar leicht frieren. Wirklich! Während in Österreich eine Hitzewelle über das Land zog, hatte es im nördlichen Teil von Portugal und Galicien untertags gerade mal angenehme 20 – 26 Grad. Also perfekt für´s Wandern. In Summe sind genau 6 abgezählte Regentropfen gefallen und morgens und Abends war eine Jacke kein Fehler. Auch im Schlafsack hat lange Kleidung nicht geschadet. Wetter-Fazit: Es war einfach perfekt – besser geht´s nicht!
Und die Landschaft war so saftig grün wie in der Wachau. Wer´s nicht kennt – eine der schönsten Regionen Österreichs wie ich finde. Also Armut und katastrophaler Hitze sind WIR zumindest nicht begegnet…
Mythos 2 „Alle Flüge haben Verspätung uns es herrscht nur Chaos an den Flughäfen“
Fakt: Trotz angesagtem Flugchaos hat – zumindest für uns – alles perfekt funktioniert. Ja, es waren lange Warteschlangen bei der Sicherheitskontrolle in Wien, aber mit Hilfe des Bodenpersonals haben wir es total stressfrei durch alle Schleusen geschafft. Entweder haben wir irgendwo schon viele Pluspunkte im Leben gesammelt, oder wir waren einfach nur vom Glück verfolgt. Tja, man weiß es nicht…
Mythos 3 „Die Zimmersuche wird schwierig werden“
Fakt: Ja, es war Hauptreisezeit, aber es war definitiv kein Problem. Nie. Außer man legt Wert auf Luxus… Dann wird´s natürlich schwierig. Aber wenn man flexibel ist, geht´s immer. Sogar Doppelbettzimmer waren meist verfügbar. Nur was für mich eine echte Challenge war: eine Nacht in einer Herberge – ein ehemaliges Kloster. Sie war ziemlich voll und ich guten Mutes. Warum ich hier an meine absolute Beherrschungsgrenze gelangt bin? Alsoooo… Wenn eine Person so laut schnarcht, dass man es auf der Insel Tonga noch hören konnte, werde ich etwas unrund. Es war gelinde gesagt der Wahnsinn… Aber auch hier waren wieder einige Engel am Werk und hatten eine Überraschung parat. Um Mitternacht haben wir den Schlafraum verlassen und nach einer Lösung gesucht, um die gut 30 km am nächsten Tag halbwegs zu überstehen. Und da war sie auch schon – die Lösung: Eine Zimmertür gegenüber von der Küche. Die Klinke berührt – die Tür geöffnet – und siehe da… Ein weiterer Schlafraum mit 4 leeren Betten hat sich offenbart. Fazit: Wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf.
Meine Top 3-Learnings bei dieser Tour
- Stelle dich mental auf kleinere und größere Gebrechen zwischendurch ein und leg dir eine „Geht nicht gibt´s nicht-Mentalität“ zu. Bei uns waren diesmal unerwartete Knieschmerzen und Ohrenschmerzen der üblen Art durch den extrem starken Meereswind angesagt. Und dank Voltaren Forte (nein, das ist keine Werbung!), einem Kniestrumpf, kurzfristig ergatterten Wanderstöcken (in einem Chinastore am Weg), Ibuprofen (war eigentlich für Corona-Notfälle gedacht), Aspirin und Watte im Ohr hat alles wunderbar geklappt. Wir mussten deswegen zwar unsere Route verändern, aber was soll´s – alle Wege führen nach Santiago!
- Wenn man in einer Herberge schläft: Unbedingt Ohrstöpsel & Musik am Handy mitnehmen. It can save your Day & Night! Denn Extremschnarcher lauern überall… und man erkennt sie leider erst, wenn es zu spät ist.
- Vorurteile sind dazu da, um sie über Bord zu werfen.
Und nur um es klarzustellen. Das waren natürlich meine höchstpersönlichen Erfahrungen und Erwartungen. Aber vielen geht es vermutlich ähnlich. Man hat ein Bild von einem Land und wie es „funktioniert“ im Kopf und schwupps ist Vieles anders als gedacht. Und noch was: Die Reise war JEDEN der 400.000 Schritte wert!!! Natur pur, Bewegung, gutes Essen, nette Leute… Was willst du mehr!
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